Toihaus Produktion „Himmelbunt“

Interview mit Katharina Schrott (Konzept & Choreographie)
und Felicitas Biller (Dramaturgie)

Was erwartet uns bei Himmelbunt?

KS: Es erwarten uns eine Flötistin und eine Tänzerin. Und in diesem Setting beschreibt sich schon die Gestaltung selbst: Es ist Tanz und Musik in purer Form. Zudem tauchen während des Stücks ausgewählte farbige Objekte auf, die die gezeigten Klang- und Bewegungsfarben repräsentieren.

Wie ging es euch beiden im Arbeitsprozess?

FB: Als Dramaturgin der Produktion bin ich nicht permanent bei den Proben dabei. Und durch diese selektiven Probenbesuche ist es mir möglich, einen neuen und frischen Blick auf die Entwickung des Stückes zu werfen. Das ist eine wichtige Perspektive – und etwas ganz anderes, als stets dabei zu sein, denn in der punktuellen Betrachtung fallen mir auch andere Dinge auf.

Prinzipiell arbeiten wir hier im Toihaus mit einer niedrigen Hierarchie. Wir legen einen großen Wert auf vielseitigen Wahrnehmungen und tauschen uns oft aus im Team.

KS: Die Basis, auf der wir uns austauschen, ist das inhaltliche Thema. Dies war für „Himmelbunt“ zunächst gar nicht so einfach zu fassen. Wir denken in Spielzeiten und in Materialien. Rückblickend auf die letzten vier Jahre kam zuerst Ton, dann Textil, dann das Fluide. Vor einem Jahr habe ich schon gesagt: Und nach dem Regen kommt der Regenbogen! Das ist dann innerlich gewachsen. Das Thema hat mich so gepackt, weil es den Regenbogen überall gibt, er ist etwas sehr Universelles. In diesem Punkt setzte dann auch die Auseinandersetzung für die Produktion an: Vom Regenbogen als Phänomen, das erscheint und sich nicht greifen lässt. Auch ist der Regenbogen sehr präsent in der Kinderwelt und darüber hinaus ein Symbol in verschiedenen Kontexten. Er hat also viele verschiedene Andockungsmöglichkeiten in verschiedenen Altern und verbindet somit auch verschiedene gesellschaftliche Gruppen miteinander. Der nächste Punkt, mit dem wir uns beschäftigt haben, war die Wirkung der Farben. Unsere Stücke sind prinzipiell sehr reduziert und haben ausgesuchte Farben.

Im Stück gibt es zwei Ebenen – die des Wesens des Regenbogens und die des Wesens der Farben. Und wir landen da ein bisschen in einer paradoxen Schleife, weil der Regenbogen gewissermaßen eine Lichtfarbe ist bzw. die Farben des Lichts sichtbar macht wie ein Prisma. Und das Licht wiederum macht aber auch unsere Farben sichtbar; wenn das Licht weggeht, dann wird alles grau. Ich glaub, das ist, wo wir wirklich wie auf so einem dünnen Schimmer entlang arbeiten. Und das ist eine sehr herausfordernde Arbeit.

Wie kam es zum Titel der Produktion? 

KS: Das Wort ‚Regenbogen‘ als Titel wäre zu direkt gewesen, so direkt wird das Stück nicht sein. Und eigentlich haben wir im Stück nur drei Farben und etwas Silbernes. Mit dem Regenbogen wären wir direkt in dem Farbspektrum gelandet, in den vorgegebenen sieben Farben.

FB: Und die vielfältigen Symbole, die der Regenbogen mit sich bringt, werfen auch Fragen und Kontexte auf, die vielleicht gar nicht intendiert sind.

KS: Das stimmt, wobei das auch sehr interessant sein kann. Ich verstehe inzwischen besser, warum der Regenbogen so ein universelles Symbol ist für Vielfalt und Frieden, weil er etwas Verbindendes hat. Durch die künstlerische Auseinandersetzung damit verstehe ich das jetzt noch etwas mehr und auf einer tieferen und wesentlicheren Ebene.

FB: Und einen Faible für Neuwortschöpfungen haben wir ja auch hier am Haus. Zudem verfolgen wir den Anspruch, poetische Stücke zu erschaffen und diese verlangen auch nach einem poetischen Titel. Ich find die Idee, den Himmel auf den Boden herunterzuholen, auf die weiße Bühnenfläche, und das sichtbar zu machen, sehr schön. Dieser Grundgedanke kam von Cornelia Böhnisch, die in dieser Produktion das Bühnenbild und das Kostüm entworfen hat. Zudem findet sich im Titel die Beobachtung wieder, dass im Himmel alle Farben enthalten sind – wie jetzt gerade bei diesen Sonnenuntergängen im Winter, bei denen das Licht so tief steht und sich dann alle Farben zeigen. Ich wünsche mir, das auf der Bühne bzw. in den Menschen zu erzeugen. Also, dass gar keine Farben direkt gezeigt werden müssen, sondern dass der Tanz und die Musik die Farbe in einem selbst aufleuchten lassen. 

KS: Das wäre das Ideal. Außerdem muss aber aufgepasst werden, dass es durch den ‚Himmel‘ nicht zu heilig wird, auch wenn wir trotzdem für das Magische auf der Bühne das Heilige finden müssen. Ich mag diese Ansätze und deswegen finde ich den Namen jetzt schön. Und bei „Bunt“ sind zum Beispiel völlig andere Bilder entstanden als bei „Himmelbunt“. Bei diesem Gedanken, den Himmel auf den Boden zu bringen, schwingt auch immer diese Sehnsucht mit. Also dieses Gefühl, wenn ich einen schönen Regenbogen sehe, und ich ihn aber nicht packen und mich auch nicht in ihn hineinstellen kann. Auf der anderen Seite ist man physikalisch ständig von einem Regenbogen umgeben, weil wir ständig beleuchtet sind.

Was bedeutet denn Himmelbunt für euch? 

KS: Also Himmelbunt hat schlussendlich mit dem Thema Beziehung zu tun. Nämlich, dass wir nur existieren können, indem wir Beziehungen schaffen, egal ob mit Menschen, mit Tieren, mit Gegenständen. Das ist für mich das Einzige, das existiert. Und Beziehungen funktionieren ähnlich wie Regenbögen: Sie schillern in allen Farben, aber sie lassen sich nicht festhalten. Und ich finde, die Welt, in der ich lebe, ist sehr bunt, und das Leben an und für sich ist bunt. Ich kann mein Farbspektrum einschränken, aber das ist nur eine Möglichkeit, durch das Leben zu gehen. Oder ich lass alle Farben hinein. Die Vielfalt hat Farben. Das ist für mich Himmelbunt.

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