Lustvolles Eintauchen in ein zauberhaftes Märchen

Regisseurin und Toihaus Co-Leiterin Cornelia Böhnisch und Yoko Yagihara (Darstellerin und Musikerin)  im Gespräch mit Johanna Breuer zur Neuproduktion „Die lachende Füchsin“

Wie seid ihr auf das Thema „Fuchs“ bzw. „Füchsin“ gekommen?

CB: Da unsere Schauspielerin Yoko Yagihara aus Japan kommt und auch ich eine besondere Affinität zur japanischen Kunst und Kultur habe, sind wir bei Probenbeginn sehr rasch auf die Idee gekommen, das neue Kinderstück einerseits dem Fuchs, andererseits Ikebana, der japanischen Kunst des Blumensteckens zu widmen. Deswegen wandert die Füchsin auf der Bühne zwischen zwei Welten hin und her: dem mythischen, poetischen Wald und der kleinen Welt auf ihrer Tatami-Matte. Die Matte ist vor einer überdimensionalen Ikebana Steckvase aufgebaut.

YY: Der Fuchs ist z.B. in Japan eine wichtige und magische Figur, angesiedelt zwischen Gott und Mensch. Aber auch in Europa ist der Fuchs etwas Besonderes, eine mythische Figur, die in verschiedenste Geschichten Eingang findet. Das Geheimnisvolle am Fuchs, der ja im Wald lebt, hängt auch mit dem Geheimnis des Waldes zusammen.

Wie sehr spielt Ikebana, also die japanische Kunst des Blumensteckens, für das Stück eine Rolle? Beschäftigt ihr Euch schon länger mit dem Thema?

CB: Ikebana ist schon einige Zeit Thema am Toihaus. Denn Yokos Mutter Makiko Yagihara ist Ikebana-Meisterin. Sie hat uns vor zwei Jahren mit zwei Ikebana-Workshops hier in Salzburg in diese Kunst eingewiesen. Aus der Zusammenarbeit entstand damals „The Lisianthus Flower“, eine einzigartige, wilde und geheimnisvolle Performance. Und nun transformieren wir Ikebana, die Kunst des Blumensteckens, durch unsere Füchsin auf eine Ebene für Kinder. Das Kinderstück ist, wie meist am Toihaus, übrigens auch für Erwachsene eine schöne Theatererfahrung.

Könnte es sein, dass sich die Füchsin ein wenig ins Fäustchen lacht?

YY: Die Füchsin zeigt vielleicht, dass Lachen helfen kann, sich nicht vor dem Geheimnis des Waldes zu fürchten. Denn mit Lachen kann man Dinge ins Gegenteil wenden. Die lachende Füchsin ist ein Wesen zwischen Mensch und Tier, sie treibt ihren Schabernack. Und gibt sich vor dem Wald einem lustvollen Spiel mit Formen, Farben und pinken Blütenstempeln hin.

Steckt vielleicht auch ein wenig „Heilige Wildnis“, das Jahresmotto des Toihaus Theaters der Spielzeit 2019/20, in dem neuen Stück?

YY: Im Stück dreht sich alles um die Natur, den Wald und die japanische, sehr artifizielle Art, durch Ikebana mit der Natur umzugehen. Ikebana stellt die Natur nach und bricht sie auf einfache, klare Formstrukturen herunter.

CB: Ikebana ist auch meditative Praxis – vielleicht ist das der Anteil des „Heiligen“ in unserem neuen Kinderstück! „Die lachende Füchsin“ wirkt für Jung und Alt entschleunigend.

Der Wald ─ ein gutes Stichwort! Das Bühnenbild imaginiert einen wunderhübschen Wald. Was treibt die Füchsin im Wald?

YY: Im Wald kann man, je nach Jahreszeit, sogar Blumen finden. Die Füchsin sammelt im Wald Holz, Zweige, Rinde und Blumen ─ einen Schatz, aus dem sie im Laufe der Zeit ein überdimensionales Blumengesteck entwickelt.

Vor dem Wald steht ein Telefon, das immer wieder läutet. Welche Rolle spielt das Telefon?

YY: Das Geheimnis des Waldes wird durch etwas Alltägliches, wie das Klingeln des Telefons, durchbrochen. Die Füchsin hebt nach anfänglichem Zögern den Hörer ab und findet dieses Spiel erheiternd. Das Läuten des Telefons erinnert sie daran, wieder einmal im Wald umherzustreifen. Zum Ende des Stückes ruft die Füchsin sogar selbst den Wald an.

Wie können wir uns das Bühnenbild vorstellen?

CB: Das Bühnenbild von Sigrid Wurzinger erschafft zwei Räume: Einen poetischen Zauberwald, vor diesem befindet sich eine Art japanisches Wohnzimmer. Dieses ist mit Tatami-Matten ausgelegt und wird optisch von einer überdimensionalen, ästhetisch wirkenden Ikebana-Steckschale dominiert. Die europäische Guckkastenbühne trifft sozusagen auf ein japanisches Wohnzimmer.

YY: In der Steckschale wächst im Laufe des Stückes eine große Ikebana-Installation. Der Einfluss dieser aus Japan kommender Ästhetik wird deutlich.

Welche Rolle spielt die Musik im Stück?

YY: Immer, wenn die Füchsin in den Wald geht, stellen sich Sphärenklänge als eine Art Waldesrauschen ein. Die Musik macht den Raum zum Märchen auf.

CB: Für diese Szenen haben Jan Leitner und Yoko Yagihara mit ihrer Bearbeitung der Musik von Isao Tomita einen sehr speziellen Klangraum geschaffen. Isao Tomita (1932 – 2016) war ein japanischer Künstler, der durch seine Umsetzung klassischer europäischer Musikstücke auf Synthesizer sehr bekannt wurde. Tomita hat mit seiner Arbeitsweise Grenzen überschritten und viele Soundkünstler*innen beeinflusst.

Last but not least: Worauf dürfen wir uns im Hinblick auf eine Aufführung von „Die lachende Füchsin“ in naher Zukunft freuen?

CB und YY: Auf fünfunddreißig Minuten lustvolles Eintauchen in ein zauberhaftes Märchen. Bleibt neugierig auf „Die lachende Füchsin“ ─ denn wir wollen jetzt nicht zu viel verraten!

 

Fotos: (c) Ela Grieshaber // Sujet: (c) Nicola Lieser