Im Gespräch mit Pilzzüchter Andreas Eibl

Wie bist Du darauf gekommen, Pilze zu züchten? 

Pilze haben mich schon immer fasziniert. Schon als Kind bin ich gerne mit meinem Papa und meinem Bruder Schwammerl suchen gegangen. Suchen und finden in der Natur, das hat für mich immer Entspannung bedeutet. Und auch heute bin ich gerne draußen in der Natur. Ich esse leidenschaftlich gerne Pilze. Und überhaupt sind Pilze faszinierende Lebewesen. Zudem habe ich immer schon gerne in der Landwirtschaft gearbeitet und da großes Interesse und einen „grünen Daumen“ gehabt. Nach meiner landwirtschaftlichen Ausbildung war dann sehr rasch die Idee da, mich mit dem Anbau von Pilzen selbstständig zu machen und die Dinge haben sich gut gefügt: In meiner Familie hat sich die Möglichkeit der Hofübernahme ergeben und es hat mich gereizt dieses Abenteuer zu wagen, und mein eigener Chef zu sein. Seit mittlerweile einem Jahr gibt´s uns jetzt: Die Flachgauer Biopilze.  

Warum hast Du Dich auf Shiitake und Austernseitlinge spezialisiert?  

Mir war recht rasch klar, dass ich mich auf Shiitake Pilze spezialisieren möchte. Diese haben nicht nur einen Wahnsinnsgeschmack, sondern sind auch sehr effektiv und auf geringer Nutzfläche zu züchten. Zudem hat der Shiitake als alter Heil-Pilz eine besondere Bedeutung. Als weitere Pilzart züchte ich den Austernseitling. Vom Geschmack her ist der Austernseitling etwas milder als z.B. der Shiitake. Er hat eine gute Biss-Konsistenz und schmeckt auch als getrockneter Pilz hervorragend. Mit dem Shiitake Pilz habe ich eine Nische gefunden und es ist schön zu sehen, dass auch hierzulande die Nachfrage danach immer größer wird. Vom Zuchtzyklus lassen sich beide Pilzsorten auch optimal verbinden: Dauert es beim Shiitake Pilz etwa vier Monate bis zur Ernte, ist der Austernseitling mit vier Wochen etwas flotter. 

Was fasziniert Dich an Pilzen und am Pilzanbau? 

Pilze haben ein riesengroßes Potenzial und eine große Bedeutung für uns und unsere Welt. Man denke an ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten im Abbau von Schadstoffen, für Heilung und Medizin. In den verschiedensten Küchen, von Haute Cuisine bis Fusion Küche werden Pilze auch immer öfter als Alternative zu Fleisch eingesetzt … Es ist relativ einfach, Pilze auf kleiner Fläche intensiv zu züchten. Der Einsatz von Wasser und Energie lässt sich niedrig halten. Holzspäne oder Stroh sind landwirtschaftliche Produkte und lassen sich gut einsetzen, was den ganzen Züchtungsprozess auch sehr ökologisch werden lässt. Eine Pilzzucht lässt sich überhaupt sehr ressourcenschonend und ökologisch ausrichten.  

Was waren Deine ersten Schritte in der Pilzzucht?  

Ich habe viel zum Thema Pilze gelesen und recherchiert, was für eine professionelle Pilzzucht nötig ist. Dann habe ich begonnen ein altes Stallgebäude mit viel Eigenleistung und Engagement umzubauen und für die Pilzzucht technisch aufzurüsten. Ich habe einen Pilzzuchtkurs besucht und auch selber viel herumexperimentiert: Der Shiitake Pilz ist, wie auch schon sein japanischer Name, der sich aus „Take“ und „Shii“ zusammensetzt, verrät, ein Pilz, der auf Bäumen wächst. Ich habe daher mit verschiedensten Holzarten als Nährböden bzw. Untergründe herumprobiert. Das Faszinierende daran: Holz ist in der Landwirtschaft oft ein Nebenprodukt. Für meine Pilzzucht habe ich jetzt hauptsächlich Biostroh im Einsatz. Auch dieses kann gut als Teil eines nachhaltigen Kreislaufes verwendet werden: Abgeerntete Substratblöcke sind etwa als Humus ideal … 

Wie kann man sich die Räume Deiner Pilzzucht vorstellen?  

Ich habe dafür ein altes Stallgebäude umfunktioniert und diese auf die Bedürfnisse einer professionellen Pilzzucht, mit Kühl- und Aufzuchträumen und sämtlichen technischen Einrichtungen, um Temperatur, Feuchtigkeit und Frischluft zu regulieren, umgebaut. Die Technik ist sehr wichtig, um die jeweils erforderlichen Bedingungen für die Pilzzucht zu schaffen bzw. um diese steuern zu können.  

Was für Produkte erzeugt Ihr und wie vertreibt Ihr diese?  

Neben Frischpilzen produzieren wir Trockenpilze und weitere Produkte wie etwa Pilz-Salz. Für unseren Partnerbetrieb Tyroler Glückspilze vertreiben wir Instantpilze. Wir haben einen Hofladen, wo man unsere Pilze und Pilzprodukte kaufen kann. Wir sind auch auf Biomärkten in der Region, etwa am Seekirchner Biomarkt vertreten. All das ermöglicht uns, mit unseren Kundinnen und Kunden direkt in Kontakt zu treten. Zudem gibt´s unsere Pilze auch im Sortiment einiger Bioläden und Supermärkte. Einige Biobauern führen unsere Pilze und in der Gastronomie gibt es mittlerweile auch Partnerinnen und Partner. Wir sind gerade noch dabei unser Vertriebsnetz aufzubauen, aber es spricht sich herum und Leute sind neugierig uns kennenzulernen.  

Bei der Vorbereitung von Performance Fiction sind Pilze, als „the art of fungi“ oder „the fungus of art“ ein wichtiges Symbol für uns und die Arbeit in der zeitgenössischen Kunst und Performance geworden. Gibt es für Dich Verbindungen zwischen Pilzen und (zeitgenössischer) Kunst? Wie würdest Du diese beschreiben? 

Für mich haben Pilze seit meiner Kindheit irgendwie etwas Übernatürliches oder besser gesagt etwas Magisches an sich. So schnell wie Pilze aus der Erde schießen können, sind sie auch schon wieder weg… und man fragt sich: Waren Sie jetzt da oder nicht? Sie können auch in Ihrem Aussehen immer etwas variieren, das kommt oft auf den Standort oder die Lichtverhältnissen an. Kunst ist in manchen Teilen ähnlich, es gibt immer verschiedene Blickwinkel für die Kunst. Wie interpretiert man diese? Aus mehreren Gründen finde ich, passen Pilze und Kunst richtig gut zusammen. 

„Was kann die Kunst für die Zukunft tun?“ – Diese Frage begleitet Performance Fiction. Was denkst Du, kann Kunst für die Zukunft tun? Was wären hier Deine Wünsche an die Kunst?

Kunst hat für mich immer auch ein bisschen mit Fantasie, mit Wunschvostellungen in der Zukunft zu tun, manchmal auch mit etwas Übernatürlichem. Hier kann uns die Kunst durchaus Hoffnung für eine friedvolle, gesunde und nächstenliebende Zukunft auf der Erde geben, welche wir dringend benötigen. Dazu bietet uns Kunst verschiedenste Interpretationsmöglichkeiten an. Im Toihaus machen wir Theater für die Jüngsten, für die Zukunft. Was wir ihnen mitgeben, wird vielleicht gewisse Dinge prägen. Da kommen immer wieder auch so Begriffe auf wie „die Welt retten“. Wie gehst Du mit solchen Begriffen um? Welche Assoziation hast Du zu „Wie retten wir die Welt?“ oder „Ich möchte die Welt retten“? 

Die Bezeichnung „Ich möchte die Welt retten“,  finde ich manchmal etwas übertrieben, denn ein Einzelner wird es nicht schaffen … nur wenn wir alle zusammen helfen, schaffen wir es, dass noch viele Generationen etwas von unserem wundervollen Planeten haben. Hier gilt es natürlich, möglichst ressourcenschonend mit unserem Planeten umzugehen. Ich denke, Pilze werden hier in Zukunft eine sehr wichtige Rolle spielen. Einerseits in der Landwirtschaft als Nahrungsmittel, da Pilze eine der besten Alternativen zur Fleischproduktion sind. Außerdem kann die Pilzproduktion sehr ressourcenschonend ausgerichtet sein. Aber auch für viele andere Bereiche sind Pilze sehr interessant, ich denke hier an humusbildende oder schadstoffabbauende Eigenschaften der Pilze und noch Vieles mehr …

Vielen Dank für das Gespräch! 

Das Interview führten: Cornelia Böhnisch und Karoline Jirikowski 
Organisation, Transkript & redaktionelle Bearbeitung: Karoline Jirikowski
Korrektorat: Johanna Breuer

April 2021 

 

Bildcredit: Netzwerk kulinarik/wildbild

 

Andreas Eibl (*1987),  4 Geschwister, verheiratet mit Frau Anna seit 2018, Hofübernahme des elterlichen Betriebes (Heißnbauernhof) im Jahr 2018, Umstieg auf die intensive Pilzzucht nach einer längeren Planungen und Umbauten im Jahr 2020. Wohnort: Obertrum am See
Schon seit meiner frühen Kindheit war es für mich eine schöne Beschäftigung, mit meinem Papa oder meinen Brüdern gemeinsam in den Wald zu gehen, um nach Pilzen zu suchen. Nach der Hauptschule im Ort besuchte ich die HBLA Ursprung und schloss diese mit Matura ab. Nach der Matura arbeitete ich zuerst im Lagerhaus als Verkäufer, dann im Wareneinkauf bei Raiffeisen. Richtig erfüllt war ich in beiden Sparten nicht und der Gedanke verstärkte sich, dass ich unsere stillgelegte Landwirtschaft wieder zum Leben erwecken möchte. Während meiner beruflichen Tätigkeiten haben sich diverse landwirtschaftliche Interessen für Obst und Gemüse und vor allem für Pilze weiter verstärkt. Durch Zufall erfuhr ich in dieser Zeit von einem Pilzzuchtkurs und absolvierte diesen. Ab diesem Zeitpunkt beschäftigte ich mich damit, wie man Edelpilze in größerem Stile biologisch und nachhaltig züchten kann. Im Selbststudium eignete ich mir ein großes Wissen über Edelpilze und deren Zuchtformen an. Voller Tatendrang habe ich einiges dann auch ausprobiert, ich züchtete Shiitake und Austernpilze auf Baumstämmen. Erste Ernteerfolge ließen nicht lange auf sich warten. Die Pilze überzeugten mich mit ihrem außergewöhnlichen Geschmack. Es kam der Zeitpunkt, meine Vision immer vor den Augen, an dem ich mich über eine große Baustelle mit den damit verbundenen Kosten wagte und begann, meinen Traum zu verwirklichen.

Flachgauer Biopilze → flachgauer-biopilze.at